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Faust und Wagner.
Faust
Vom Eise befreyt sind Strom und B"ache,Durch des Fr"uhlings holden, belebenden Blick,Im Thale gr"unet Hoffnungs-Gl"uck;Der alte Winter, in seiner Schw"ache,Zog sich in rauhe Berge zur"uck.Von dorther sendet er, fliehend, nurOhnm"achtige Schauer k"ornigen EisesIn Streifen "uber die gr"unende Flur;Aber die Sonne duldet kein Weisses,Ueberall regt sich Bildung und Streben,Alles will sie mit Farben beleben;Doch an Blumen fehlts im Revier,Sie nimmt geputzte Menschen daf"ur.Kehre dich um, von diesen H"ohenNach der Stadt zur"uck zu sehen.Aus dem hohlen finstren ThorDringt ein buntes Gewimmel hervor.Jeder sonnt sich heute so gern.Sie feyern die Auferstehung des Herrn,Denn sie sind selber auferstanden,Aus niedriger H"auser dumpfen Gem"achern,Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,Aus dem Druck von Giebeln und D"achern,Aus der Strassen quetschender Enge,Aus der Kirchen ehrw"urdiger NachtSind sie alle ans Licht gebracht.Sieh nur sieh! wie behend sich die MengeDurch die G"arten und Felder zerschl"agt,Wie der Fluss, in Breit’ und L"ange,So manchen lustigen Nachen bewegt,Und, bis zum Sinken "uberladenEntfernt sich dieser letzte Kahn.Selbst von des Berges fernen PfadenBlinken uns farbige Kleider an.Ich h"ore schon des Dorfs Get"ummel,Hier ist des Volkes wahrer Himmel,Zufrieden jauchzet gross und klein:Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s seyn. Wagner
Mit euch, Herr Doctor, zu spazierenIst ehrenvoll und ist Gewinn;Doch w"urd’ ich nicht allein mich her verlieren,Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben,Ist mir ein gar verhasster Klang;Sie toben wie vom b"osen Geist getriebenUnd nennen’s Freude, nennen’s Gesang.Bauern
unter der Linde. Tanz und Gesang.
Der Schafer putzte sich zum Tanz,Mit bunter Jacke, Band und Kranz,Schmuck war er angezogen.Schon um die Linde war es vollUnd alles tanzte schon wie toll.Juchhe! Juchhe!Juchheisa! Heisa! He!So ging der Fiedelbogen.Er druckte hastig sich heran,Da stiess er an ein Madchen an,Mit seinem Ellenbogen;Die frische Dirne kehrt sich umUnd sagte: nun das find’ ich dummJuchhe! Juchhe!Juchheisa! Heisa! He!Seyd nicht so ungezogen.Doch hurtig in dem Kreise ging’s,Sie tanzten rechts sie tanzten linksUnd alle R"ocke flogen.Sie wurden roth, sie wurden warmUnd ruhten athmend Arm in Arm,Juchhe! Juchhe!Juchheisa! Heisa! He!Und H"uft’ an Ellenbogen.Und thu mir doch nicht so vertraut!Wie mancher hat nicht seine BrautBelogen und betrogen!Er schmeichelte sie doch bey Seit’Und von der Linde scholl es weit:Juchhe! Juchhe!Juchheisa! Heisa! He!Geschrei und Fiedelbogen.Alter Bauer
Herr Doctor, das ist sch"on von euch,Dass ihr uns heute nicht verschm"aht,Und unter dieses Volksgedr"ang’,Als ein so Hochgelahrter, geht.So nehmet auch den sch"onsten Krug,Den wir mit frischem Trunk gef"ullt,Ich bring’ ihn zu und w"unsche laut,Dass er nicht nur den Durst euch stillt;Die Zahl der Tropfen, die er hegt,Sey euren Tagen zugelegt.Faust
Ich nehme den Erquickungs-Trank,Erwiedr’ euch allen Heil und Dank.Das Volk sammelt sich im Kreis umher.
Alter Bauer
F"urwahr es ist sehr wohl gethan,Dass ihr am frohen Tag erscheint;Habt ihr es vormals doch mit unsAn b"osen Tagen gut gemeynt!Gar mancher steht lebendig hier,Den euer Vater noch zuletztDer heissen Fieberwuth entriss,Als er der Seuche Ziel gesetzt.Auch damals ihr, ein junger Mann,Ihr gingt in jedes Krankenhaus,Gar manche Leiche trug man fort,Ihr aber kamt gesund heraus,Bestandet manche harte Proben;Dem Helfer half der Helfer droben. Alle
Gesundheit dem bew"ahrten Mann,Dass er noch lange helfen kann!Faust
Vor jenem droben steht geb"uckt,Der helfen lehrt und H"ulfe schickt.Er geht mit Wagnern weiter.
Wagner
Welch ein Gef"uhl musst du, o grosser Mann!Bey der Verehrung dieser Menge haben!O! gl"ucklich! wer von seinen GabenSolch einen Vortheil ziehen kann.Der Vater zeigt dich seinem Knaben,Ein jeder fragt und dr"angt und eilt,Die Fiedel stockt, der T"anzer weilt.Du gehst, in Reihen stehen sie,Die M"utzen fliegen in die H"oh’;Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,Als k"am’ das Venerabile. Faust
Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.Hier sass ich oft gedankenvoll alleinUnd qu"alte mich mit Beten und mit Fasten.An Hoffnung reich, im Glauben fest,Mit Thr"anen, Seufzen, H"anderingenDacht’ ich das Ende jener PestVom Herrn des Himmels zu erzwingen.Der Menge Beyfall t"ont mir nun wie Hohn.O k"onntest du in meinem Innern lesen,Wie wenig Vater und SohnSolch eines Ruhmes werth gewesen!Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,Der "uber die Natur und ihre heilgen Kreise,In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,Mit grillenhafter M"uhe sann.Der, in Gesellschaft von Adepten,Sich in die schwarze K"uche schloss,Und, nach unendlichen Recepten,Das Widrige zusammengoss.Da ward ein rother Leu, ein k"uhner Freyer,Im lauen Bad, der Lilie verm"ahltUnd beyde dann, mit offnem Flammenfeuer,Aus einem Brautgemach ins andere gequ"alt.Erschien darauf, mit bunten Farben,Die junge K"onigin im Glas,Hier war die Arzeney, die Patienten starben,Und niemand fragte: wer genas?So haben wir, mit h"ollischen Latwergen,In diesen Th"alern, diesen Bergen,Weit schlimmer als die Pest getobt.Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben,Sie welkten hin, ich muss erlebenDass man die frechen M"order lobt. Wagner
Wie k"onnt ihr euch darum betr"uben!Thut nicht ein braver Mann genug;Die Kunst, die man ihm "ubertrug,Gewissenhaft und p"unctlich auszu"uben.Wenn du, als J"ungling, deinen Vater ehrst,So wirst du gern von ihm empfangen;Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst,So kann dein Sohn zu h"ohrem Ziel gelangen.Faust
O! gl"ucklich! wer noch hoffen kannAus diesem Meer des Irrthums aufzutauchen.Was man nicht weiss das eben brauchte man,Und was man weiss kann man nicht brauchen.Doch lass uns dieser Stunde sch"ones Gut,Durch solchen Tr"ubsinn, nicht verk"ummern!Betrachte wie, in Abendsonne-Glut,Die gr"unumgebnen H"utten schimmern.Sie r"uckt und weicht, der Tag ist "uberlebt,Dort eilt sie hin und f"ordert neues Leben.O! dass kein Fl"ugel mich vom Boden hebt,Ihr nach und immer nach zu streben.Ich s"ah’ im ewigen AbendstrahlDie stille Welt zu meinen F"ussen,Entz"undet alle H"ohn, beruhigt jedes Thal,Den Silberbach in goldne Str"ome fliessen.Nicht hemmte dann den g"ottergleichen LaufDer wilde Berg mit allen seinen Schluchten;Schon thut das Meer sich mit erw"armten BuchtenVor den erstaunten Augen auf.Doch scheint die G"ottin endlich wegzusinken;Allein der neue Trieb erwacht,Ich eile fort ihr ew’ges Licht zu trinken,Vor mir den Tag, und hinter mir die Nacht,Den Himmel "uber mir und unter mir die Wellen.Ein sch"oner Traum, indessen sie entweicht.Ach! zu des Geistes Fl"ugeln wird so leichtKein k"orperlicher Fl"ugel sich gesellen.Doch ist es jedem eingeboren,Dass sein Gef"uhl hinauf und vorw"arts dringt,Wenn "uber uns, im blauen Raum verloren,Ihr schmetternd Lied die Lerche singt;Wenn "uber schroffen Fichtenh"ohenDer Adler ausgebreitet schwebt,Und "uber Fl"achen, "uber Seen,Der Kranich nach der Heimat strebt. Wagner
Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,Doch solchen Trieb hab’ ich noch nie empfunden.Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt,Des Vogels Fittig werd’ ich nie beneiden.Wie anders tragen uns die Geistesfreuden,Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt!Da werden Wintern"achte hold und sch"on,Ein selig Leben w"armet alle Glieder,Und ach! entrollst du gar ein w"urdig Pergamen;So steigt der ganze Himmel zu dir nieder.