Клейн Лев Самуилович
Шрифт:
Es ist von Bedeutung, daB seine Werke Ausgangsbasis tur neo-Heiden geworden sind, die seit 70-n immer mehr unter neuen religi'osen Bewegungen auffallen sind. Hervorgerufen durch Nationalismus in Bedingungen der Krise der orthdoxen Religion, diese Bewegung hat eigentlich re'ale Daten iiber alte heidnische Kulte und Br'auche ignoriert und neue Kulte und Br'auche schaffen begann, zum Teil aus indischen und germanischen Kultpraktik entlehnt und auf Propaganda einer harten urtumlichen Ideologie gerichtet: Hasse zu Fremdst'ammigen, Raufsucht, Isolationismus und nationalistische Solidarit'at. Ekologische Losungen der Gegenwart (Respekt zu Natur) gewinnen bei ihnen eine Form der Absage von Prinzipien und Normen der Zivilisation.
Eine Analyse der echten ost-slawischen Kulten und Mythologie erweist sich als gegenw'artig auch daffir, die neo-Heiden im Lichte der Realit'at zu sehen.
Fur die Rekonstruktion des ostlawischen Heidentums ist in dieser Arbeit eine neue Quelle geniitzt — die Tschetschenisch-Inguschische (Wainachische) Folklore. In dieser Folklore gibt es eine Figur namens Pir|on, also mit dem Name, der nach seinem Klang sehr nah zum slawischen Name Perun ist. Diese Wainachische Figur wurde von Spezialisten als Um'anderung der Pharaogestalt gedeutet («Pir|on» sei eine kaukasische Verzerrung des Wortes «Pharao»). Aber nach seinen Funktionen paBt er nicht zu dieser Rolle: er klettert auf Himmel, donnert, gieBt ein Regen auf die Erde. Das heiBt er stimmt nach seinen Funktionen mit Donnerschleuderer iiberein, mit Perun. Wie aber konnte der in die Wainachische Folklore geraten? In die letzten Jahrhunderten, wenn die Russen nach Kaukasus traten, waren sie schon Christen und hatten keinen Perun in ihrer Mythologie.
Es erweist sich, daB im 8. Jh. AD der arabische Kalif und Feldherr Merwan II. ging mit seinen Truppen vom Siiden Nordkaukasus durch, vertiefte sich in das Chazarische Kaganat, unter anderem kam in das Slawische Territorium (trat dem «Sakaliben-FluB» zu), hatte 20 Tausend Bewohner gefangengenommen, mit sich weggeffihren, und siedelte sie im nordkauka- sischen Land Kacheti, in der Nachbarschaft von Tschetschnja. Von diesen Gefangenen konnten zu Wainachen die Mythen iiber Perun durchdringen. Mit der eigenen Mythologie der Wainachen kollidierend, sollten sie ihre Heiligkeit losen und sich in die Folklore «niedersinken». Also die Erz'ahlungen iiber Pir|on-Perun — iiber seine Befehle den Frauen, das Wasser aus FaBen zu gieBen, iiber seinen Zusammenhang mit Brot und Mtihle, iiber seine Fiirsorge an Alten und Kinder usw. — k'onnen als Material fur die Rekonstruktion der slawischen Mythen dienen. Daffir braucht man Analyse der mit dem Material verbundeten slawischen Marchen.
Rybakows Auffassung weist selbst die M'oglichkeit der Entlehnung des Namens Perun von Slawen zuriick, denn ffir Rybakow der supreme God der Slawen war Rod, w'ahrend Perun wiirde nur vom Ftirst Wladimir als ein Gott der Kriegsgefolge eingeffihrt. Aber Vorhandensein der Spure Peruns bei alien slawischen V'olker widerlegt solche Begrenzung, und es gab iiberhapt keinen Rod bei Slawen — dies war eine kiinstliche Konstruktion altrussischen Literaten, basiert auf einer Fehllesung der griechischen Texten der christlichen.
Zeit. Die Byzantiner nannten Horoskopen «Genealogien», buchst'ablich Wissen iiber Geschlect, Generation, oder Geburt. Solche Verbindung mit dem Los, die bei Geburt des Menschen entsteht, war von Ubersetzer als in der Figur von Rod eingek'orpert verstanden. Daraus stammt seine enge Verbindung mit Rozhanizen — Jungfern des Schicksals, slawischen Parken.
Perun war nicht nur der Haupgott der Ost-Slawen, sondern m'oglich eine kurze Zeit deren einzige Gott. In den Chroniken gibt es, wie Lowmianski bemerkte, einige Zeugnisse, daB die andere G'otter des Wladimirschen Pantheons nur eine spate Einffigung eines christlichen Redaktors sind. Das heiBt, daB die erste Religionsreform Wladimirs ein Versuch war, Mono- theismus auf der heidnischen Grundlage einzufuhren. Arch'aologische Denkm'aler, die fur Best'atigung der sechs G'otter des Wladimirschen Pantheons angenommen sind, halten in der Tat keiner Kritik stand. Uberhaupt sind alle heidnische Haupt-Heiligtiimer, die den Slawen zugeschrieben waren (zwei in Kiew, eine in Novgorod und eine in Pskow), unzuverl'aBig — in meiner Arbeit ist das durch eine eingehende Analyse, hoffe ich, gezeigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie teils nicht sakrale Denkm'aler, teils Reste von Grabhugel.
Zur Best'atigung seines Systems der G'otter mit Rod an der Spitze ffihrte Rybakow den Zbrucz Idol an — einen vierkantigen Obelisk mit Schilderungen einer Anzahl von Figuren. Eine Ausffihrliche Analyze dieses Denkmals zeigt, daB weder die Figuren kann man nicht als Rod und die G'otter des Wladimirschen Pantheons deuten, noch das ganze Denkmal als typisch slawisch. Seiner Zeit nach ist das Denkmal sp'ater, als ostslawisches Heidentum. Seinem Geist nach ist das Denkmal westslawisch mit einem nomadischen EinfluB. Solche Idolen trifft man in dieser Gegend (das Becken des Dnestr) merhmals, und die Geschichte kennt dort west- und siidslawische St'amme, die m'oglich eine lange Zeit der Christinisation ausgewichen.
Der Logik nach bildeten die Merkmale Peruns von der Funktion des Donnerschleuderer heraus, zum Teil vor langem, noch zur Zeit der gemeinin- doeurop'aischen Kultur, zum Teil viel sp'ater. Die friihere Merkmale sind Macht und Kampflust, daraus die Verbindung mit Eiche, Hammeraxt und Pfeile; von der Wirkung auf Ernte und Fruchbarkeit stammt die erotische Sinnlichkeit der Gestalt, von Ackerbau und Fruchtbarkeit die Verbindung mit Frauen.
Untersuchen wir die Kentnisse, die uns die Wainachische Folklore darbietet, und die Entsprechungen der Inhalt jener in der ostslawischen Ethnographie und Folklore.
In Wainachischen Meldungen uber Frauen, die Perun auf Himmel, um Wasser zu gieBen, schickte, sind wahrscheinlich slawische Erz'ahlungen uber Hexen und Zauberinnen wiederspiegelt — iiber «Wettermacherinnen», wie sie von Detschen gennant wurden, «Blitzhexen». In der Ukraine glaubte man, daB Hexen vom Himmel regen abstehlen k'onnen und es in Kubeln halten. In der Sammlung Afanasjews Notizen vorgelegt sind, daB Hexen nach Himmel flihen und dort Tonnen rollen (ganz wie in den Tschtschenischen Erz'ahlungen iiber Frauen Pir|ons), und das Brechen dieser Tonnen schafft Gewitter. In RuBland ist ein Brauch des Tonnenbrechen, um das Regen herauszufordern, erhalten geblieben.