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«Selim Baruch, du hast Recht«, sagte Achmet, der alteste der Kaufleute,»wir nehmen den Vorschlag an.«
«Das ist gut«, sprach Selim,»und will ich den Anfang machen.«
Vergnugt ruckten die funf Kaufleute naher zusammen. Sie liessen den Fremden in ihrer Mitte sitzen. Die Sklaven schenkten die Becher wieder voll. Sie stopften die Pfeifen ihrer Herren frisch. Sie brachten gluhende Kohlen zum Anzunden. Selim nahm Sorbet, strich den langen Bart uber dem Mund weg und sprach:
«So hort denn die Geschichte vom Kalif Storch.«
Die Geschichte von Kalif Storch [8]
I
Der Kalif Chasid zu Bagdad sass einmal an einem schonen Nachmittag behaglich auf seinem Sofa. Er hat ein wenig geschlafen, denn es war ein heisser Tag. Er rauchte aus einer langen Pfeife von Rosenholz. Er trank ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkte. Er strich sich allemal vergnugt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hat. Es war ihm recht wohl [9] . Um diese Stunde war er immer mild und leutselig. Sein Grosswesir Mansor besuchte ihn alle Tage um diese Zeit. An diesem Nachmittag kam er auch. Aber sah er sehr nachdenklich aus. Das war ganz gegen seine Gewohnheit. Der Kalif tat die Pfeife ein wenig aus dem Mund und sprach:
8
Kalif Storch – калиф-аист
9
Es war ihm recht wohl. – Он был прекрасно настроен.
«Warum machst du ein so nachdenkliches Gesicht, Grosswesir?«
Der Grosswesir schlug seine Arme uber die Brust. Er verneigte sich vor seinem Herrn und antwortete:
«Herr, ob ich ein nachdenkliches Gesicht mache, weiss ich nicht. Aber da drunten am Schloss steht ein Kramer. Er hat so schone Sachen, dass es mich argert, nicht viel Geld zu haben.«
Der Kalif wollte seinem Grosswesir eine Freude machen. Er schickte seinen schwarzen Sklaven hinunter, um den Kramer heraufzuholen. Bald kam der Sklave mit dem Kramer zuruck. Dieser war ein kleiner, dicker Mann. Er war schwarzbraun im Gesicht. Er war in zerlumptem Anzug [10] . Er trug einen Kasten, in welchem er allerhand Waren hat. Perlen und Ringe, reichbeschlagene Pistolen, Becher und Kamme. Der Kalif und sein Wesir musterten alles durch. Der Kalif kaufte endlich fur sich und Mansor schone Pistolen, fur die Frau des Wesirs aber einen Kamm. Dann sah der Kalif eine kleine Schublade. Er fragte, ob da auch noch Waren waren. Der Kramer zog die Schublade heraus. Er zeigte darin eine Dose mit schwarzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift. Der Kalif und Mansor konnten das nicht lesen.
10
in zerlumptem Anzug – в лохмотьях
«Ich bekam einmal diese zwei Stucke von einem Kaufmann in Mekka. Und er fand sie auf der Strasse«, sagte der Kramer.»Ich weiss nicht, was sie enthalten. Wollt Ihr das auch kaufen?«
Der Kalif hatte alte Manuskripte in seiner Bibliothek. Er kaufte Schrift und Dose und entliess den Kramer.
Aber was enthalte die Schrift?
«Gnadigster Herr und Gebieter«, sagte Mansor,»an der grossen Moschee wohnt ein Mann. Er heisst Selim der Gelehrte [11] , der versteht alle Sprachen. Vielleicht kann er das lesen.«
11
Selim der Gelehrte – Премудрый Селим
Der Gelehrte Selim war bald herbeigeholt.
«Selim«, sprach zu ihm der Kalif,»man sagt, du bist sehr gelehrt. Guck einmal ein wenig in diese Schrift. Kannst du sie lesen? Wenn ja, so bekommst du ein neues Festkleid von mir. Kannst du es nicht, so bekommst du zwolf Backenstreiche und funfundzwanzig auf die Fusssohlen!«
Selim verneigte sich und sprach:
«O Herr!«
Lange betrachtete er die Schrift. Plotzlich aber rief er aus:
«Das ist lateinisch, o Herr!«
«Sag, was drin steht [12] «, befahl der Kalif,»wenn es lateinisch ist.«
12
was drin steht – что там такое написано
Selim begann zu ubersetzen:
«Mensch, der du dieses findest, preise Allah fur seine Gnade! Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln. Und kann er auch die Sprache der Tiere verstehen. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zuruckkehren, so neige er sich dreimal gen Osten. Dann spricht er jenes Wort. Aber hute dich! Wenn du verwandelt bist, lach nicht! Sonst kommt das Zauberwort ganzlich aus deinem Gedachtnis, und du bleibst ein Tier.«
Der Kalif war sehr glucklich. Er entliess den Gelehrten und schenkte ihm ein schones Kleid. Zu seinem Grosswesir aber sagte er:
«Das heiss ich gut einkaufen, Mansor! Wie freue ich mich, bis ich ein Tier bin. Morgen fruh kommst du zu mir. Wir gehen dann miteinander aufs Feld. Wir schnupfen etwas weniges aus meiner Dose und belauschen dann, was die Tiere in der Luft und im Wasser, im Wald und Feld sagen.«
II
Am anderen Morgen hat der Kalif Chasid gefruhstuckt und sich angekleidet. Dann der Grosswesir erschien. Der Kalif steckte die Dose mit dem Zauberpulver in den Gurtel. Dann machte er sich mit dem Grosswesir ganz allein auf den Weg. Sie gingen zuerst durch die weiten Garten des Kalifen, um ihr Kunststuck zu probieren. Dann der Wesir schlug endlich vor, weiter hinaus an einen Teich zu gehen. Er sah da viele Tiere, namentlich Storche.
Der Kalif ging mit ihm dem Teich zu. Als sie dort angekommen waren, sahen sie ein Storchen. Zugleich sahen sie auch weit oben in der Luft einen anderen Storch.
«Gnadigster Herr«, sagte der Grosswesir,»wollen wir Storche sein? Warum nicht?«
«Gut!«antwortete der Kalif.»Aber vorher wollen wir noch einmal betrachten, wie man wieder Mensch wird. Richtig! Wir mussen dreimal Mutabor sagen – so bin ich wieder Kalif und du Wesir. Aber mussen wir nicht lachen!«
Wahrend der Kalif also sprach, sah er den anderen Storchen uber ihrem Haupte. Schnell zog er die Dose aus dem Gurtel und nahm eine gute Prise. Dann bot er sie dem Grosswesir dar, der gleichfalls schnupfte, und beide riefen: