Шрифт:
«Mutabor!«
Da schrumpften ihre Beine ein [13] und wurden dunn und rot. Die schonen gelben Pantoffel des Kalifen und seines Begleiters wurden unformliche Storchfusse. Die Arme wurden zu Flugeln. Der Hals fuhr aus den Achseln und ward eine Elle lang. Der Bart war verschwunden, und den Korper bedeckten weiche Federn.
«Ihr habt einen hubschen Schnabel, Herr Grosswesir«, sprach der Kalif.»Beim Bart des Propheten [14] , so etwas habe ich in meinem Leben nicht gesehen.«
13
schrumpften ihre Beine ein – их ноги сжались (уменьшились)
14
beim Bart des Propheten – клянусь бородой Пророка
«Danke«, erwiderte der Grosswesir,»aber Eure Hoheit sehen als Storch noch hubscher aus denn als Kalif. Aber kommt! Wir werden unsere Kameraden dort belauschen und erfahren, ob wir wirklich Storchisch [15] konnen.«
Indem war der andere Storch auf der Erde angekommen. Er putzte sich mit dem Schnabel seine Fusse. Er legte seine Federn zurecht und ging auf den ersten Storchen zu. Die beiden neuen Storche aber beeilten sich, in ihre Nahe zu kommen. Sie vernahmen zu ihrem Erstaunen folgendes Gesprach:
15
Storchisch – язык аистов
«Guten Morgen, Frau Langbein [16] , so fruh schon auf der Wiese?«
«Schonen Dank, lieber Klapperschnabel [17] ! Ich habe mir nur ein kleines Fruhstuck geholt. Wollen wir vielleicht ein Viertelchen Eidechse oder ein Froschschenkelein essen?«
«Danke, aber habe ich heute gar keinen Appetit. Ich soll heute vor den Gasten meines Vaters tanzen.«
Zugleich schritt die junge Storchin durch das Feld. Der Kalif und Mansor sahen ihr verwundert nach. Als sie aber auf einem Fuss stand und mit den Flugeln anmutig dazu wedelte, da konnten sich die beiden nicht mehr halten. Ein Gelachter brach aus ihren Schnabeln hervor. Der Kalif fasste sich zuerst wieder [18] :
16
Frau Langbein – госпожа Долгоножка
17
Klapperschnabel – Трещотка
18
fasste sich zuerst wieder – первым пришел в себя
«Das war einmal ein Spass«, rief er,»der nicht mit Gold man kaufen kann! Es ist schade, dass die dummen Tiere durch unser Gelachter erschrocken sind!«
Aber jetzt fiel es dem Grosswesir ein, dass das Lachen wahrend der Verwandlung verboten war. Er teilte seine Angst deswegen dem Kalifen mit.
«Das wird ein schlechter Spass, wenn ich ein Storch bleiben will! Besinne dich doch auf das dumme Wort! Ich bring es nicht heraus.«
«Dreimal gen Osten mussen wir uns bucken und dazu sprechen: mu – mu – mu.«
Sie stellten sich gegen Osten und buckten sich in einem fort. Aber das Zauberwort war ihnen entfallen. Der Kalif buckte, sein Wesir rief mu – mu, aber konnten sie das Wort nicht sagen.
Der arme Chasid und sein Wesir waren und blieben [19] Storche.
III
Traurig wandelten die Verzauberten durch die Felder. Sie wussten gar nicht, was sie anfangen sollten. Aus ihrer Storchenhaut konnten sie nicht heraus, in die Stadt zuruck konnten sie auch nicht. Wollen die Einwohner von Bagdad ein Storchen zum Kalifen haben?
19
waren und blieben – как были, так и остались
So schlichen sie mehrere Tage umher und ernahrten sich kummerlich von Feldfruchten. Zu Eidechsen und Froschen hatten sie ubrigens keinen Appetit. Aber konnten sie fliegen. So flogen sie oft auf die Dacher von Bagdad.
In den ersten Tagen bemerkten sie grosse Unruhe und Trauer in den Strassen. Aber ungefahr am vierten Tag sassen sie auf dem Palast des Kalifen. Da sahen sie unten in der Strasse einen prachtigen Aufzug. Ein Mann in einem goldgestickten Scharlachmantel sass auf einem geschmuckten Pferd. Halb Bagdad sprang ihm nach und alle schrien:
«Heil Mizra, dem Herrscher von Bagdad!«
Da sahen die beiden Storche auf dem Dache des Palastes einander an, und der Kalif Chasid sprach:
«Ahnst du jetzt, warum ich verzaubert bin, Grosswesir? Dieser Mizra ist der Sohn meines Todfeindes [20] , des machtigen Zauberers Kaschnur. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Komm mit mir! Wir wollen zum Grabe des Propheten wandern. Vielleicht, an heiliger Statte, der Zauber wird gelost.«
20
der Sohn meines Todfeindes – сын моего заклятого врага
Sie erhoben sich vom Dach des Palastes und flogen der Gegend von Medina zu.
Aber das war sehr schwer. Die beiden Storche hatten noch wenig Ubung.
«O Herr«, achzte nach ein paar Stunden der Grosswesir,»Ihr fliegt gar zu schnell! Auch ist es schon Abend. Wir mussen ein Unterkommen fur die Nacht suchen.«
Unten im Tale erblickte Chasid eine Ruine, so flogen sie dahin. Der Ort war ein Schloss. Schone Saulen ragten aus den Trummern hervor. Schone Gemacher zeugten von der ehemaligen Pracht des Hauses. Chasid und sein Begleiter gingen durch die Gange umher, um sich ein trockenes Platzchen zu suchen.